BlueSpice MediaWiki vs. Confluence: Die Wiki-Alternativen – Teil 2
18. Mai 2017
Im zweiten Teil unseres Vergleichs wenden wir uns mehr den Funktionen im Hintergrund zu, die weniger für den normalen Nutzer als für Powernutzer und Administratoren von Bedeutung sind. Lesen Sie hier Teil 1 unseres Vergleichs …
Richard Heigl
CEO der Hallo Welt! GmbH, Historiker, Wiki-Experte, Buchautor und Redner. 1971 im Ettal geboren, lebt er heute in Regensburg und bloggt und twittert regelmäßig zu den Themen Wiki, Social Web und was die große weite Welt der Informationstechnologien sonst noch so hergibt.
Datenanalyse
Im Umgang mit Metadaten scheiden sich bei BlueSpice und Confluence durchaus die Geister.
Unter Metadaten verstehen wir hier:
- Zum einen auswertbare Daten, die einem Artikel zugeordnet sind. Beispielsweise die Angabe des Autors, die letzte Änderung des Artikels oder der Freigabestatus.
- Zum anderen auswertbare Daten, die in einem Artikel vorkommen, wie man das aus der Wikipedia in den Infoboxen kennt; man will beispielsweise aus den Artikeln über Produkte die Angaben über die Hersteller, die jeweilige Garantiezeit und Partner-Rabatte auslesen und in einer Übersichtsliste finden.
Beide Systeme bieten Lösungen für Metadaten. Allerdings liefert BlueSpice mit Semantic MediaWiki schon im Standard ein konkurrenzloses Technologie-Framework mit, das den Unternehmen erstaunliche Gestaltungsfreiräume gibt. Ganz praktisch lassen sich schon mit Bordmitteln komplexe Lösungen für sehr individuelle Aufgaben modellieren.
Hervorzuheben ist die Bearbeitung der Inhalte mittels Formularen, sowie die reichhaltigen Darstellungsmöglichkeiten von Metadaten, beispielsweise in einer Karte, einer Zeitleiste, in einem Kalender, einer Tabelle, Baumstruktur oder TagCloud, in Charts, Excel, oder in frei gestaltbarer Form.
Weiterhin kann das Ergebnis auch maschinell weiterverarbeitet werden. Auf dieser Basis lassen sich beispielsweise intelligente Vorlagen für Qualitätsmanagmentprozesse erstellen und pflegen.
Reporting
Auch zum Thema Reporting liefert BlueSpice MediaWiki im Standard wesentlich mehr Features aus als Confluence. Neben den klassischen Hilfsmitteln zur Beobachtung von Veränderungen wie Beobachtungslisten, Dashboards und Benachrichtigungssystem fallen bei BlueSpice die vielen Wartungsseiten auf: Listen mit kaputte Weiterleitungen, „Links auf diese Seite“, Änderungen an verlinkten Seiten, Seiten ohne Kategorien, Seiten mit Duplikaten, u.a.m. Diese Wartungsseiten sind bereits im Standard-MediaWiki enthalten. Sie werden vor allem bei Wikis mit längerer Laufzeit bedeutsamer.
Kommunikation
Die Kommunikationstools der beiden Systeme sind – zumindest was ihren Standard-Leistungsumfang angeht – auf das Nötigste beschränkt. In beiden Wikis können einfache Blogfunktionen eingebunden und Diskussionen geführt werden. Confluence und BlueSpice bieten zu jedem Artikel eine einfache Kommentarfunktion an.
Confluence kann das hauseigenen Ticketsystem Jira anzubinden, das die Kommunikation und Aufgaben koordiniert. Zudem steht mit HipChat ein eigens InstantMessaging- und Chat-System zur Verfügung. Beides sind kostenpflichtige Einzelprodukte.
BlueSpice bietet das von MediaWiki her bekannte Konzept der Diskussionsseite, die bei jedem Artikel dabei ist. Die Idee hinter der sehr einfach gehaltenen Diskussionsseite ist es, die Vorbereitung und Diskussion zu Artikeln nicht in Foren oder Tickets zu verstecken, sondern zentral bei der Seite zu sammeln. Das ist oft übersichtlicher. Allerdings vermissen viele Nutzer die Möglichkeit zentraler Diskussionsorte, Diskussionen in Gruppen, eine bessere Kommentarfunktion und die Möglichkeit, Diskussionen nachzuverfolgen.
Hallo Welt! wird mit BlueSpice 3 die Funktion Timeline einführen, die diesen Wünschen gerecht wird und Diskussionen zu Artikeln völlig neu organisiert.
Qualitätssicherung
Der Blick in die Featurevergleichliste zeigt hier einen weiteren Schwerpunkt von BlueSpice. BlueSpice pro liefert eine Workflowfunktion (Review) zur Begutachtung von Artikeln mit aus. Diese Funktion lässt sich mit einem Entwurfs- und Freigabemechanismus kombinieren. Nutzer oder Nutzergruppen können Artikeln als Beobachter zugeordnet werden. Man kann sich selbst Artikel auf eine Wiedervorlageliste setzen und Artikel als veraltet markieren.
Confluence bietet zur Qualitätssicherung ein kleines Taskmanagement an. Daneben gibt es viele Funktionen wie eine Workflowfunktion als kostenpflichtige Plugins im Marketplace zu erwerben.
Administration, Skinning und Mobile
Bei den Administrationstools geht es um die Einrichtung und Verwaltung des Wikis. Confluence und BlueSpice bieten hier wiederum die Standards an: Nutzer-, Gruppen-, Namensraum- (Spaces) und Rechteverwaltung.
BlueSpice liefert eine Reihe von Funktionen mit, die aus der Webwelt kommen. Seiten mit ihrer Versionsgeschichte zusammenfügen oder Seiten duplizieren zum Beispiel. Replace Text ist hier eine interessante und mächtige Funktion, mit der sich beispielsweise Kategorien umbenennen lassen.
BlueSpice und Confluence erlauben es, das Design des Wikis mit Assistenten an die jeweilige Corporate Identity anzupassen. Auch lassen sich Spaces und Namensräume farblich unterschiedlich gestalten. Wichtig ist auch die Gestaltung der PDF-Vorlagen im jeweilig erforderlichen Design und Layout
Infrastruktur und Sicherheit
Die klassischen Sicherheitsfeatures sind bei beiden Systemen vorhanden: Anmelde- und Registrierfunktionen, Captchafunktionen und andere Spamabwehrmechanismen. Und natürlich lassen sich auch Einzelseiten für Benutzergruppen sperren. Letzteres ist ein häufig nachgefragtes Feature, das dann aber im Wiki-Alltag selten zum Einsatz kommt.
Unter den Infrastrukturerweiterungen von BlueSpice ist für den Entscheider vor allem Scribunto bedeutsam. Mit Scribunto verfügt BlueSpice über eine eigene Scriptsprache (Lua) womit sich einfache Programmierungen realisieren lassen. Das öffnet die Einsatzmöglichkeiten von BlueSpice MediaWiki weit über die Standard-Szenarien hinaus.
Personalisierung
Nutzerseiten und Nutzerbereiche gehören bei einem Unternehmenswiki zum Standard. Confluence schottet diesen Bereich stärker ab. Bei BlueSpice legen die Nutzer ihre Informationen und Entwürfe auf Unterseiten ab.
Die Nutzer können sich eine individuelle Navigation einrichten (UserSidebar bzw. Favorites) und Seiten, die sie zuletzt besucht haben, in dieser Navigation einbauen.
Zusammenfassung
Sowohl Confluence als auch BlueSpice MediaWiki zeigen, welchen Anforderungen moderne Enterprise-Wikis genügen müssen.
Die Systeme verfolgen dabei aber unterschiedliche Konzepte. Während Confluence primär auf das Kapseln von Inhalten für Teams setzt, steht für BlueSpice MediaWiki das Zusammenführen von Wissen und Organisationseinheiten im Vordergrund.
Beide Systeme versuchen, das Arbeiten für normale Nutzer als auch für Admins möglichst einfach zu gestalten, müssen dabei aber auch eine Vielzahl von Funktionen integrieren.
Confluence setzt auf den modularen Ausbau des Systems über die Anbindung von Jira und HipChat, sowie auf die Module aus dem Marketplace. BlueSpice bringt dagegen schon vieles im Standard mit und bietet dem Poweruser mehr Möglichkeiten zur Modellierung des Wissenssystems, um das Wiki für spezifische Einsatzszenarien anzupassen.
Download
Die Featurevergleichslisten können hier heruntergeladen werden:
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